Freiwillige vor!

Meine liebe Lydia!

Heute Nachmittag empfing ich Deine Karte vom 5.10. Von dort trifft die Post aber auch aber auch ziemlich unregelmäßig ein, und wenn Du jeden Tag schreibst, bekomme ich aber auch lange nicht alles. Gestern wurden 10 Briefträger nach Metz kommandiert, darunter 4 von meiner Korporalschaft, die waren eben hier und besagten, daß ganze Waggonladungen in Metz lägen und jeden Tag Unmengen von Paketen und Briefen etc. ankämen. Im ganzen wurden vom Batl. (4 Comp) 40 Briefträger nach dem Postamt kommandiert. Heute morgen sind von unseren dritten Comp. 20 Freiwillige zur Front abgegangen. Heute Nachmittag 530 bei Befehlsausgabe wurde bei uns auch gefragt: „Freiwillige vor!“ Es meldeten sich 4 Mann, darunter 1 Lüdenscheider (aber nicht gebürtig) Vater von 4 Kindern. Gestern und heute sind übrigens ganz neue Regimenter aus Ersatz-Reservisten und Freiwilligen nach Metz hereingekommen. Ich war gestern Abend in Metz und sah dort Regimenter mit № 222, die aus Mainz angekommen waren. Auf deiner heutigen Karte fragst Du betreffs der Pakete an. Ich habe Dir schon bereits mitgeteilt, daß ich diese erhalten habe. Das Tageblatt bekomme ich noch nicht. Die Karte an Schwermer scheint nicht angekommen zu sein. Telephoniere mal an. Andere, wärmere Unterhose gebrauche ich nicht. Mit meiner Wäsche komme ich jetzt vollständig aus. In nächster Zeit dürfte Dir 1 Paket schmutzige Wäsche zugehen. Schicke mir aber sofort keine zurück. Ich will Dir darüber schreiben. Wenn Elly nach Hohenlimburg muß, und Elise nicht kommen kann, dann besorge Dir aber eine andere Hülfe auf die Tage. Egon wollt betreffs Deines Geburtstagsgeschenkes etwas wissen und werde ich ihm in nächster Zeit darüber schreiben. Dann hatte ich Dir wegen Klein Ratmecke geschrieben. Gestern traf ich ihn zufällig in St. Julien. Er ist der der 4 Comp. dss Batl. War Ruhrkrank im Lazarett gewesen und ist dann einige Wochen beim Landwehr Rgt gewesen, von wo sie ihn nach hier wieder zurück geschickt haben. Dort wäre gewiß auch eine Unterstützung angebracht. Doch hat er ja nur einige Wochen bei uns in Arbeit gestanden. Bei Reins liegen die Verhältnisse wie Du mir solche schilderst ja schlimm. Speckenbach sagte mir gestern: seitens der Firma A[ugust] E[nders] sei seiner Frau der volle Gehalt für diesen Monat ausgezahlt worden, auch würden ihm Liebesgaben von der Stelle avisiert. Hat E. Schm[eling] lange Urlaub gehabt, was macht er, ist er ausgebildet. Wie geht es in Wiblingwerde, ist der Kleine dann am Laufen. Es wäre doch vielleicht besser gewesen, wenn kein Zuwachs, wenigstens nicht so schnell. Man hört und sieht nichts von dort. Von Ew. Machelett bekam ich auch gestern eine Karte. Herzl Gruß und Kuß, auch für unsere Kinder

Dein Ernst!


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