Villa Birkenbank

Meine liebe Lydia!

Gestern Abend brachte mir die Post das Paketchen mit Doppelkorn in gut erhaltenem Zustande und einen Brief von Egon vom 19. Außerdem die beiliegende Karte von Dr. Schmalenbach. Von letzterem wirst Du die Kosten dann wohl inzwischen zurückerhalten haben. Heute morgen um 530 waren wir hier zur Ablösung. Habe dann meine Wohnung in Villa „Birkenbank“ für die 2 Tage. Der Name ist von einer vor dem Unterstand stehenden Sitzbank aus Lerchenholz abgeleitet. Liege mit 2 Untfz zusammen darin. Mehr Platz ist nicht drin. Der eine und ich sind am Brief schreiben, der andere macht Brennholz und stocht. Ein Kochgeschirr mit Wasser steht auf dem Ofen, wovon Bouillon gekocht werden soll. Es ist jetzt ½ 3 Uhr. Heute ist sehr nebliges Wetter mit feinem Sprühregen. Geschossen wird wenig. 5 oder 6 Granaten gingen vor ca. 1 Stunde über die Deckung weg, und schlugen ca. 100 m hinter uns en. Das war alles. Gestern Nachmittag waren die ev. Mannschaften zum Hl. Abendmahl nach Danpriel [?]. Ich war auch mit. Es war freiwillig. Eine kleine Passionsfeier ging der Feier voran. An der nahmen teil: unsere Comp., 1 Comp. der 105 und Pioniere. 2 Pastöre walteten ihres Amtes, der eine reichte das Brod [sic], der andere den Kelch. Du nimmst doch auch dort am Charfreitag am Hl. Abendmahl teil. Hoffentlich will es Gott, daß wir für später wieder zusammen daran teilnehmen können. Charfreitag und die Ostertage werde ich dann im Schützengraben zu bringen [sic], wenn die Reihenfolge so bleibt, wie es jetzt ist. Mein Urlaubsgesuch muß, so wie mir der Feldwebel sagt, bis zum Generalkommando und dürften dafür bis zur Erledigung noch einige Tage verstreichen. Schön wäre es, wenn ich die Ostertage mit Euch verleben dürfte. Gestern gegen Abend spendete unser Comp. Führer, wie Dir bereits geschrieben, für die Untfz und Gefreiten ein Fäßchen Bier. Um ½ 9 Uhr hatten wir dann noch eine Belehrung über die Anwendung eines Mittels gegen Erstickung. Dieses wird bei evtl Sturm auf Ypern Anwendung finden. – Soeben ein Stück Pfannkuchen gegessen. Meine Gruppe, die dicht neben mir liegt, brachte für jeden ein Plätzchen. Gleich giebts eine Tasse Cacao. Erst sollte es Bouillon sein, ist aber wieder anders überlegt. Wollte eigentlich heute einen Fasanenbraten haben. Wir sahen heute morgen welche, sie hielten jedoch nicht solange still, bis wir schußfertig waren. Und ist also so der Braten weggeflogen. Gegen 10 Uhr Abends gestern, war ich noch auf einen Augenblick, direkt nach Postempfang, bei Speckenbach. Er glaubte morgen oder heute früh nach Werwick zu kommen. Falls die Bilder für mich gemacht sind, bringt er sie mit. Auch meine Wäsche bringt er mit. Ich hole dann alles bei meinem Zurückkommen bei ihm ab. Sonst weiß ich nichts neues zu berichten. An die Kinder will ich noch 1 Kärtchen schreiben und Ihnen einen Empfangsbestätigung über das Paketchen schicken. Denn Gott befohlen. Grüße unsere lieben Kinder. Vor allem sei Du vielmals gegrüßt und herzlich geküßt von Deinem
Ernst!
Gruß an Elly und Remscheids.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: