Steh ich in finsterer Mitternacht

Meine liebe Lydia!

Heute Deinen Brief vom 13. und 2 Karten vom 21.8. erhalten. Von Bekannten dort ist nur Speckenbach noch hier. Von G. Nachrodt erhielt ich heute eine Karte, der ist jetzt auch nicht mehr bei den anderen, ist zur Maschinengewehrabteilung No 4 in Metz kommandiert. Die anderen sind bei dem Landwehrregiment. Die Verluste, wo Du mir von schreibst, sind bei Ausübung von Befestigungsarbeiten durch einen plötzlichen Ueberfall geschehen. Von der Eintragung wußte ich schon durch Raab. Er hat aber schon 2 Karten von mir bekommen und ist jetzt selbst an der Reihe. Auf den vorhergehenden Karten habe ich Dir schon die schon bereits gut auch dort bekannten Siege gemeldet auf der ganzen Linie in Lothringen. Wir bekommen auch jetzt jeden Tag 1 Metzer Zeitung. Doch sind die Nachrichten sehr spärlich vom Kriegsschauplatz. Unser [sic] Leute sind bis jetzt noch nicht wieder zurück. Meine Tagesarbeit willst Du wissen. Morgens gegen 6 Uhr stehe ich auf, länger lassen uns die Fliegen keine Ruh, anziehen brauche ich mich ja nicht, dann geht es zum Bahnhof Noully zum Waschen unter der Pumpe und Kaffeetrinken dort. Gegen 8 Uhr bin ich gewöhnlich wieder zurück. Dann giebt es allerlei zu tun. Wache einteilen und aufziehen lassen. Mittagessen, Kaffeetrinken, Patrouillen gehen. Gegen 9 Uhr wird Nachttisch gehalten und dann geht es so langsam ins Bett. Singen auch ein Lied: Steh ich in finsterer Mitternacht etc. Nachts schlafe ich ganz durch, weil der Gefreite die Wache aufziehen läßt. Morgen mehr. Herzl Gruß u Kuß D. Ernst.


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