Schanzarbeiten

Meine liebe Lydia!

Heute morgen sind wir aus unserer Stellung zurückgekommen. Um 10 Uhr war Postempfang. Ich erhielt die Hose, Zwiebäcke, Leberwurst, Jacke und 5 Cygarren von Wandels. Außerdem 1 Brief von Raab, 2 von Dir vom 2. und 4., einen von Egon, 2 Karten von Egon, 1 von Marga, 1 Karte von Deinem Bruder Wilh und C. Buck. Nun zunächst zur Beantwortung Deiner Briefe. Den Gruß von Frau Leiser erwidere ich herzlichst. Wenn die Steuern gestundet werden können, so bezahlen wir nachher, am besten aber bezahlen wir wenn Geld da ist sofort. Willst Du Heinrich denn das Geld, die 250 M nicht auch geben? Müssen Raabs ja gut bei Kasse sein, wenn die schon zum zweitenmal schlachten. Wo das dran liegt, daß Ihr so wenig Verkehr zusammen habt, liegt an der gegenteiligen Weltanschauung. Allerdings sollten in dieser schweren Zeit solche Gegensätze nach Möglichkeit ausgeglichen werden. Raabs haben im eigenen Hause Anschluß genug. Es kann Hugo dann passieren, daß er doch noch mal ausgebildet wird, ich möchte ihm allerdings eine erfolgreiche Reklamation seitens der Firma gönnen.
Was ich an Paketchen bekommen habe, ist Dir bereits in meinem vorigen Brief mitgeteilt. Butter und Strümpfe vom 14/1 habe ich bekommen. Ich bin mit Dir einer Meinung, daß wenn selbst der Krieg nur noch dieses Jahr geführt wird, in den ganzen beteiligten Staaten eine Hungersnot einschließen würde. Gebe Gott, daß dieses nicht eintritt. Neuen Ersatz, 30 Mann, Rekruten, haben wir bekommen. Die Leute sind aber noch nicht mit in Stellung gewesen, haben hier in der Nähe Schanzarbeiten etc bis jetzt gemacht. Es heißt, am 22. können wir wieder in Ruhe und erhielten dann noch mal größeren Ersatz. Wir sollen dann auch zwischen den Tagen mehr Ruhe haben, es wird 1 weiteres Bataillon gegründet werden. Genaueres ist jedoch noch nicht bekannt. Sind vorläufig alles nur Vermutungen, gerade wie mit der Aussonderung der Landwehr II. Wenn es mir möglich ist, schicke ich Dir die Beutelchen mit getragener Wäsche etc. zurück. Habt Ihr aber viel Schnee dort. Hier ist es in letzter Zeit ausnahmsweise gelindes Wetter gewesen. Remscheids werde ich auch heute Schreiben, ebenfalls an Raabs. Das Regiment 202 hat uns während der Ruhetage abgelöst. Es ist dieses eine Reserve-Reg., das nacheinander alle hier länger liegenden Truppen ablöst. Kniewärmer habe ich aber keine weiter bekommen, brauche die aber auch nicht. Im übrigen habe ich wohl alle Pakete bis auf die zuletzt abgeschickten richtig erhalten. Die Hose war wohl auch nicht unbedingt nötig, ist doch gewiß ziemlich teuer? Speckenbach ist auch wieder hier, traf ihn soeben, hat etwas von Ruhr gehabt, geht ihm jetzt soweit ganz gut. Heute liege ich in meiner Baracke, die ich noch mit 50 Mann teile. Ich konnte, da ich keine Korporalschaft mehr habe, in das Stationsgebäude kommen. Doch bin ich lieber bei dem großen ganzen. Margas Brief wird ja inzwischen auch angekommen sein. Heute morgen auf dem Nachhausewege bekamen wir noch einen zweiten Verwundeten. Ein Unteroffizier hatte Schulterdurchschuß bekommen. Dann wurde noch von der Maschinengewehrabteilung 1 Mann durch Handschuß verwundet. Raabs Brief lege ich bei, ebenso von Quinta a. Morgen so Gott will mehr. Grüße unsere lieben Kinder besonders sei Du gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.


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