Merkblatt über geschlechtskranke Weiber

Meine liebe Lydia!

Endlich komme ich zu Deinem Brief. Vor lauter Dienst, fast keine Zeit zum Schreiben. Was mir die Post alles gebracht, habe ich bereits auf Margas Karte mitgeteilt. Zunächst zur Beantwortung Deiner Briefe folgendes. Soviel ich weiß, habe ich den 26ten auch geschrieben. Mit der Abkommandiererei scheint es nichts zu sein. Denn Landwehr II die bereits im Anfang verwundet, ist gestern wieder nach hier zurückgekehrt. So ist es auch mit Glörfeld. Das zu schwere Paket ist glücklich angekommen, habe die Äpfel bereits verzehrt, d.h. den einen habe ich unter die Kinder meines Quartiergebers geteilt. Ebenfalls habe ich den Zucker hingegeben, weil die uns ständig während der Ruhe solchen vorsetzen. Und die Leute scheinen sich doch auch einrichten zu müssen. Mein Doppelkornfläschchen ist in gutem Zustande angekommen. Die Leute haben hier die Deutschen als brauchbare Leute schätzen gelernt und ist hier die Meinung gegen England. Man hört und spricht auch überall das beste Einvernehmen im großen und ganzen. Elly kannst Du meinen Dank für die gut gemundeten Äpfel abstatten. Du schreibst von Verkehr zwischen Militär und Civil in Lille. Hier ist es auch nicht alles, wie ich Dir auch schon früher mitgeteilt habe, wie es sein soll. Gestern wurde einliegendes Merkblatt unter die Comp. verteilt. Es müssen demzufolge hier viel geschlechtskranke Weiber geben. Betreffs der Geschäftsgleichstellung habe ich bereits Raab klipp und klar geschrieben. Vielleicht hat er Dir auf meinen Wunsch hin, den Brief an ihn lesen lassen. Ich hoffe, daß er die Sache nach meinem, somit auch nach Deinen Wünschen regeln wird. Betreffs des Riebenstiel hat es doch keinen Zweck, wenn er für den reklamiert und Erfolg gar keinen. Denn erst müssen wir den Enders Bau übertragen haben. Wie will er die Sache sonst begründen. Wenn Ra weg muß, soll er für mich reklamieren. Ich habe ihm dies klipp und klar gelegt. Ihm selbst muß doch nach Lage der Dinge an meinem evtl. Gesuch mehr gelegen sein. Den Vertrag mit Enders Schuppen habe ich allein gemacht, allerdings mit seiner Zustimmung. Ja, wo wir uns so lange entbehren müssen, fühlen wir die Lücke täglich. Gott gebe, daß der Krieg bald zu Ende gehe. Manchmal hat man Hoffnung auf ein schnelles Ende, dann scheint alles noch in weiter Ferne. Kein Mensch kann das Ende voraussagen. – Soeben eine Pause von ¾ Stunde gehabt, war exerzieren. – Also weiter. Auf einen Sonntag soviel Dienst, es ist allerhand, nicht. Es ist jetzt 4 Uhr Nachmittags. Hugo Tr. habe ich bereits ein Kärtchen geschrieben. Mit der Gratulation an Remscheids ist aber gut. Sag ihr, ich wollte an ihrem Geburtstag ihn beglückwünschen und die Sache ist in Ordnung. Im Kriege kommt alles vor. Den Kriegervereinsspeck habe ich unserer Wirtin gegeben, die ihn für uns verwendet. Nach Isenburg und Muhle habe ich heute morgen 1 Kärtchen geschickt. Von Erich erhielt ich auch ein Kärtchen. An Karl Gerlach habe ich auch geschrieben.

Heute Morgen habe mich abnehmen lassen, feldmarschmäßig außerdem mit den ganzen Untfz Corps zusammen. Dienstag Abend sollen wir die Bilder haben. Habe mir 1 Dtzd auf Postkartenformat, zu 4 Mk bestellt. Die ungefähre Tätigkeit habe ich Dir bereits in Egons Brief geschildert. Genaueres in dem Brief morgen. Einstweilen die herzlichsten Grüße und Küsse für Dich meine Beste,
Dein Ernst.
Gruß an die Kinder und Elly.


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