Mein Urlaubsgesuch habe ich in der Tasche

Meine liebe Lydia!

Gestern Abend erhielt ich Deinen und Egons Brief vom Sonntag, den 24. und die Hagener Zeitung im Brief. Die müßten aber doch in einer solchen Zeit irgendeine Nachricht von D. Rahmede haben, hoffentlich kommt bald günstige Nachricht von ihm. Glörfeld muß dann wohl direkt am ersten Tage verwundet worden sein. Im letzten Paket vom Kriegerverein war Wurst und das habe ich auch angezeigt, nachdem habe ich nichts mehr bekommen. Dein kl. Paketchen „Feldküche“ bekam ich den letzten Tag in Metz. Nachher ist es mir in Werwick in Quartier mit einer halbe Kiste Cygarren fortgekommen. Das Spekulatiuspaketchen bekam ich hier, habe Dir das glaube ich auch geschrieben. Die Butter war noch gut. Gelegentlich, ab und zu, kannst Du mir mal so’n Paket mit Knuspergebäck schicken, bekommt hier sehr gut. Dem Pastor Spieß hatte ich bereits meine neue Adresse mitgeteilt. Was ist das für ein Sterbefall bei Oefenscheid. Davon ist mir garnichts bekannt. Emil ist noch zu Hause, habe Dir ja geschrieben, daß ich ein Paketchen von dort bekommen hätte. Raab habe ich mal gemahnt und ihn ziemlich deutlich gebeten, mir doch wenigstens alle 8 Tage, wenn auch nur geschriftlich [sic] Nachricht zugehen zu lassen. Auf meine 4 Karten hätte ich nur eine bekommen. Obs hilft? Linden vom Bauamt war im Landwehrregiment 30, erster krank gewesen, wußte ich nicht, habe ihn nicht in Metz getroffen. W. Hegemann ist nicht mehr in Urlaub wie in Garnison. Ist er immer noch in Mainz? Mein Urlaubsgesuch habe ich in der Tasche. Doch gibt es hier kein Urlaub. Habe es mir bei meinem Weggang von Metz geben lassen, und dachte es vielleicht hier einreichen zu können. Doch ist dies aussichtslos. Denke mal, es würden ja auch mindestens 4 Tage für die Fahrt abgehen.
Heute haben wir 2mal Apell und gegen Abend werden wir, der Zeitpunkt ist noch nicht festgesetzt nach Corteville abmarschieren. Dort morgen bleiben und Sonntag früh von dort die Stellung einnehmen. Ich weiß nicht, habe ich Dir das schon mal geschrieben? Durch die wenige Umwechselung der Wäsche und die wenige Gelegenheit der Körperreinigung haben wir in der Comp. manchen der Läuse hat oder mit Krätze behaftet ist. Die Leute werden sofort rausgesucht und zur Reinigung auf einige Tage ins Lazarett gesteckt. Du brauchst Dich nicht zu wundern, wenn ich so etwas mitbringe. Einer braucht sich hier nicht zu schämen, da [kann] keiner etwas dazu. Denke mal wie viel Leute immer in ein und demselben Quartiere kommen. Jeden Tag sind einige da, die gesäubert werden müssen. – Hier ist es auch jetzt ziemlich kalt, es hat Eis gefroren. Ist G. Nachrodt denn nun eigentlich fort? An Adamy habe ich mal persönlich wegen des Fabrik-Neubaus geschrieben. Ich glaube ich habe Ra. das noch nicht mitgeteilt. Wenn der unsere Sache etwas verteilt, das hilft viel. Haben wir den Techniker von Altena immer noch da? Es soll mich wundern, was der Sommer an Arbeiten bringt! Jedenfalls wird nicht zu viel da sein und da wäre es besonders gut, wenn der Endersche Bau uns in Auftrag gegeben würde. Ich kann ja leider an der ganzen Sache nicht mehr tun, als wie getan, und muß es Ra überlassen, die Arbeiten dafür einzurichten. Sonst nichts Neues. Eben heißt es, wir marschierten erst morgen früh um 3 Uhr ab. Also halte Dich gesund und munter, und mit Gott, und sei vielmals gegrüßt und geküßt von
Deinem Ernst
Grüße auch unsere lieben Kinder! und Remscheids. Deine Paketchen werde ich dann noch wohl vor unsere Stellungeinnahme bekommen. Nochm. Gruß u Kuß Dein Ernst
Morgen mehr!


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