Hoffentlich sind wir im Norden bald in Calais

Meine liebe Lydia!
Ich nehme auf unser tel. Gespräch heute Mittag Bezug. Schade, daß es mit dem geplanten Urlaub nichts gegeben hat. Nun da ist nichts gegen zu machen. Ich habe mich nun sofort hingesetzt (ich war ja auf Wache und gute Zeit dazu) und ein Urlaubsgesuch ausgearbeitet, das morgen dem Komp. Führer vorgelegt wird. Der muß auch seine Randbemerkungen machen und dann geht es auch an das Bataillon. Den Erfolg müssen wir dann abwarten und ebenfalls die Zeit. Aber auf Deinen Geburtstag werde ich auf alle Fälle nicht da sein können, weil zu viel Gesuche vor mir sind. Ich lege die Abschrift bei. Im Fall Rückfragen gestellt werden sollten, kannst Du Raab es überlassen, damit er sich evtl. darnach richten kann. Nun wüßte ich aber von heute nichts Neues zu berichten, da außer unserem gewöhnlichen Dienst sich eigentlich garnicht ereignet hat. Speckenbach weiß auch noch nicht, ob sein Gesuch Gehör findet. Für morgen haben wir Urlaub, wie ich Dir, glaube ich, schon gestern schrieb, Urlaub nach Gravelotte eingereicht. Wahrscheinlich wird er genehmigt und finden dann hoffentlich gutes Wetter damit wir und die Schlachtfelder richtig ansehen können. Vielleicht bietet sich Gelegenheit Dir von dort einen Gruß zukommen zu lassen. Morgen hat ein Teil der Comp. Arbeitsdienst, müssen Granaten hier auf dem Fort füllen. Heute vom Schlachtfelde ja wieder günstige Nachrichten bekommen. Hoffentlich sind wir im Norden bald in Calais, damit wir nach Englands Seite mehr freie Hand haben. Morgen ist kein Gottesdienst, wahrscheinlich ist der Pastor behindert, weil er noch an 4 – 5 anderen Stellen Gottesdienst abhalten muß. Hier vor uns hörte man heute nur ganz vereinzelt und ziemlich entfernt Schüsse. Unser Feldwebel kommt heute wieder, nachdem er 4 Wochen im Lazarett und 2 Wochen in Urlaub in Frankfurt war. Wir sehen ihn nicht allzu gerne kommen, er ist ein sonderlicher Mann und in der ganzen Comp. durch sein schroffes Wesen nicht gut angeschrieben. Inzwischen leitete ein Untfz. die Feldwebelgeschäfte. (Sucher [?]).
Also grüße Remscheids, Raabs alle. Besonders sei Du und die Kinder herzlichst gegrüßt und geküßt. Dein Ernst !
Morgen dann mehr. Heute noch gar keine Post erhalten.


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