Hoffentlich dauert der Krieg nicht allzu lange

Meine liebe Lydia!

Wir sind 4 Tage in Stellung gewesen. Mit dem Datum habe ich mich geirrt. Die sich hier abspielenden Kämpfe waren in unserer Nähe. Unser Regiment war nicht daran beteiligt. Mein Urlaubsgesuch ist bereits hier angekommen. Wurde dieserhalb heute Vormittag ½ 12 Uhr zum Kompanieführer bestellt. Er hat es befürwortet. Ich habe es dann dem Batl. gebracht, wo es nun liegt. Ob es dann was wird, kann ich nicht sagen. Müssen also mal abwarten. Mehr wie abgeschlagen kann es ja nicht werden. Der Comp. Führer ist nicht allein zuständig, sonst hätte ich den Urlaub sofort bekommen. Außer das [sic] im Geschäft viel zu erledigen ist, würden wir mal doch ein paar schöne Tage zusammen verleben können und manchen Gedanken austauschen. Die Fahrt wird allerdings viel in Anspruch nehmen. Und dann der Abschied. Nun, abwarten, vorläufig brauchen wir uns darüber keine Gedanken zu machen. Die Hauptsache, wenn es gelänge. Wie es nun mit der Deckung der Gelder gehen soll, weiß ich nun auch noch nicht. Falls ich komme, muß die Sache geregelt werden und muß Adamy Rücksicht üben. An Bauten sind für 5 – 6000 M Materialien, Plate mit 2000 M als Hypothek, Machelett mit 1000 M, Kaution Schule 1500 M, Schuppen Enders (über 5000 M) noch 1000 M, Coordt noch 1500 M, Schröder noch 2000 M, Lager und Kontoreieinrichtung, ohne Werkstatt auch 1000 M angenommen, etc etc. Wenn wir einigermaßen zu tun bekommen und der Krieg nicht allzu lange dauert, werden wir diese Krisis überwinden. Hätten wir am arbeiten bleiben können, wäre diese Stockung im Bezahlen nicht vorgekommen. Also genug davon, mach Dir keine Sorgen, kommt Zeit, kommt Rat. Hoffentlich dauert der Krieg nicht allzu lange. Heute haben wir es ausnahmsweise gut, das können wir dem hellen klaren Wetter und den feindlichen Fliegern verdanken. Der angesetzte Dienst fiel aus, weil sonst die Befürchtung nahe liegt, daß die Unterkunft hier von feindlicher Artillerie beschossen wird, da fortwährend Flieger hier kreuzen, obwohl sie von unserer Artillerie heftig beschossen werden. Gestern mußte der Kirchgang beobachtet sein, denn gegen Nachmittag wurden die Nähen der Kirche mit der feindl. Artillerie beschossen, ohne jedoch Schaden anzurichten. Meistens waren es Blindgänger oder Ausbläser. Nun wir alle sind es zufrieden, wenn während unserer Ruhe hier, jeden Tag die Sonne schön scheinen würden [sic]. Mit Speckenbach sprach ich heute flüchtig. Ich habe ihm gesagt, er sollte seiner Frau mal schreiben, sie möchte Dich bei ihrem runterkommen besuchen. Ob sie es jetzt tut? Von Raab habe ich lange nichts gehört, er wird wohl denken, das nehme ich an, Du berichtetest mir alles genau, was ja auch der Fall ist. Der Posten an Remscheids hätte er eigentlich begleichen können. Ich wollte heute 20 M nach dort schicken, doch will ich warten bis zur nächsten Löhnung. Im Falle ich Urlaub bekomme, würde es dann knapp mit dem Fahrgeld werden. Soeben schickt der Comp. Führer Bescheid, um 4 Uhr, jetzt ist es ½ 4 Uhr, sollen die Untfz an der Kantine stehen. Er will eine Verteidigungsstelle mit uns besprechen. Vorher will ich noch einen kleinen Imbiß nehmen. Daher jetzt Schluß. Grüße unsere l. Kinder, Elly, Remscheids, Raabs, u. dann Gott befohlen und auf baldiges frohes Wiedersehen.
Noch zum Schluß empfange die herzlichen Grüße und Küsse von
Deinem Ernst
Soeben kommen ein aktiver junger Untfz vorbei, der außer dem eisernen Kreuz 2. Klasse, was er früher schon erhalten hatte, das der ersten Klasse sich geholt hatte.


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