gefangene Engländer

Meine liebe Lydia!
Meinen gestrigen Brief schätze ich in Deinem Besitz. Gestern Abend war keine Post für mich da. Die nächste Post kommt erst heute Abend. Evtl werde ich die aus dem Schützengraben beantworten können. Heute Abend geht es beizeiten auf das Lager, da morgen früh um 3 Uhr die Nachtruhe um ist. Viel Neues weiß ich nicht, aber ich glaube doch, daß es mir geraten wird, den Bogen voll zu bekommen. – Hast Du eigentlich mit Aug. Isenburg abgerechnet, die Geschäftsrechnung müßte dabei berücksichtig werden. Auch bei der Wiblingwerder Rechnung müßte die Geschäftsrechnung berücksichtigt werden. – Heute haben wir so allerhand Dienste. Um 10 Uhr war Apell in eisernen Portionen und in Stiefel. 40 Paar neue Stiefel wurden verteilt, auch ich habe ein paar neue bekommen. Einige Hosen wurden ausgegeben. Um 3 Uhr ist Gewehr- und Seitengewehrrevision. Um 5 Uhr Antreten feldmarschmäßig und gleichzeitig Einteilen der Comp. für den Schützengraben. Im übrigen verbringen ich die Zeit mit kochen und stochen, Brief schreiben, etc.
Heute morgen kaufte ich mir ½ Pfd Würfelzucker, 50 ₰, einige Apfelsinen zu 10 ₰ das Stück. Eier sollten jetzt 20 ₰ kosten. Es sind dies belgische Frauen und Mädchen, die durch Hausieren ihren Unterhalt hier verdienen. Gestern brachte man von der Front einige gefangene Engländer vorbei. Seit einigen Tagen haben wir hier Engländer vor uns liegen. Husberg sprach ich gestern, macht wieder Dienst mit. Ist 2mal nicht mit in Stellung gewesen. Speckenbach soll wieder auf der Besserung sein. Hat den Anfang von Ruhr gehabt, wie mir Husberg sagte. Er liegt aber noch in Gent. Vor einigen Tagen erhielt ich eine Karte von ihm. Er wünschte auch, daß die Landwehr aus der Comp. ausgesondert würde. Von unserer früheren Comp. sind jetzt im Ganzen 5 Tote hier zu verzeichnen, ich glaube, ich habe Dir das gestern schon geschrieben. Einen andern Comp. Führer haben wir auch seit gestern, einen verwundet gewesenen Leutnant. Unser jetziger ist zur großen Bagage gegangen, wo er früher auch war. Es ist dieses während des jetzigen Krieges der fünfzehnte. Die Offiziere sind überhaupt rar im ganzen Regiment. Es heißt jedoch, daß in nächster Zeit mehrere gewesene Offiziere zurückkehrten. An Fritz Wilke, Alb. Rentrop und Holzhandlung habe ich auch ein Kärtchen geschrieben. Nun will ich das Beileidsschreiben nach Frankfurt noch schreiben, dann ist meine freie Zeit ausgefüllt. Jetzt ist es ½ 3 Uhr und gleich Zeit zum Antreten zum Apell. Grüße unsere lieben Kinder, Remscheids, etc. Dann mit Gott und herzliche Grüße und Küsse
Dein Ernst.
N.B. Das Fläschchen Cognak erhielt ich auch gestern!


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