Einliegender Brief – Wiblingwerde d.23.3.1915

Lieber Schwager!

Deinen Brief habe ich vorige Woche schon erhalten und auch gelesen, das Du so ein Päckchen zum Rauchen gut gebrauchen kannst deshalb werde ich Dir noch einmal ein kleines Paketchen schicken damit Du über Ostern was zu tun hast hoffentlich wird es wohl nicht mehr alzulange dauern bis Ihr Alle wieder hier seid denn 8 Monat Krieg ist schon eine lange Zeit und wer weiß wie lange es noch dauert wir wollen aber nicht verzagen denn der alte Gott lebt noch Er hat so weit geholfen wird auch noch weiter helfen
Wir haben hier noch immer kaltes Wetter auch noch stellenweise Schnee es soll noch wohl etwas dauern bis wir mal in den Garten gehen können nach Ostern wollte ich Lydia auch helfen den Garten fertig machen soll noch eher sein wie meinen Garten das macht aber nichts denn meinen Garten ist blos 2 Tage Arbeit. Am Sonntag waren wir in Hohenlimburg Lydia mit Familie blos Du nicht und ich mit Familie. Gestern ist der alte Heinrich Hülle aus Eilerde gestorben und wird Donnerstag Beerdigt [sic] dann soll Emil u. Lisette aus Hohenlimburg auch wohl rauf kommen.
In Nachrodt haben wir auch ein Stückchen aus Rußland, nämlich gefangene Russen, die müssen da im Steinruch arbeiten.
Sonst nichts Neues, schreib bald wieder.
Hier im Dorfe haben sich die Männer geeinigt, das Sie abwechselnd des Nachts Wache stehen, immer 2 Mann, weil mal Einbrecher im Dorfe waren, haben bis jetzt noch niemand erwischt.
Nun Gott befohlen bis auf Wiedersehn.
Gruß von unserm Vater und Alle unten aus dem Hause.
Vater meinte neulich mal, wenn er Geburtstag hätte, würdet Ihr wohl wieder hier sein, was meinst Du?
Wir wollen Alles in Gottes Hand stellen. Er hat bis jetzt geholfen wir auch wohl weiter helfen.
Gott befohlen bis auf Wiedersehn
Gruß Elise
Bitte die Zetteln zu lesen und weiter zu geben


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