Meine liebe Lydia!
Heute morgen (Sonntag) erhielt ich Deinen Brief vom 10. cr und Egons vom 5. dss. Mit Nachrodt habe ich mir schon gedacht. Jetzt wird wohl keiner mehr glauben, daß sein Urlaub nur zur Erholung ist. Gestern Nachmittag war in Metz mit Speckenbach. Haben eine Kleinigkeit für Euch Lieben zu Hause. Heute Nachmittag will ich nun 1 Paket machen mit schmutziger Wäsche etc. Auch dies Weihnachtspaketchen packe ich in das andere Paket, besonders verpackt, hinein, versehen mit der Aufschrift „Weihnachtspaket“. Dies sollt Ihr nicht eher oeffnen, bis heiligen Abend. Habe ich Dir schon geschrieben, daß vorgestern ein Untfz von uns zur Maschinengewehrabteilung kommandiert worden ist? Unsere Weihnachtsfeier soll am heiligen Abend sein. Jede Stube soll einen Christbaum erhalten, alle Tische, soweit welche da sind, weiß gedeckt werden. Als Nachtessen giebt es Kartoffelsalat und Braten. Bekanntlich gehen oder fahren wir am 1 Feiertage nach Belsdorf auf Bahnschutzdienst. Heute morgen hatten wir Kirchgang. Morgen Vormittag ist Gewehrrevision und morgen Nachmittag wird zum zweitenmal geimpft. Heute Nachmittag ist um 3° Befehl-Ausgabe, muß alles da sein, die Kriegsartikel werden vorgelesen. Soeben war ich auf dem Wall, d.h. auf dem höchsten Punkt der Forts. Es ist vom Ponte a Musson hier starkes Artilleriefeuer zu hören, man konnte deutlich die Stellungen sehen, wenigstens den Rauch von den abgegebenen Schüssen sehen. Es scheint ein Ausfall der Franzosen zu sein. Carl Buck wird vor Weihnachten nicht mehr in Urlaub kommen können. Die Gründe dafür habe ich Dir schon früher geschrieben. Nun ist mein Wissen erschöpft. Hat Raab schon mit Dir über die bekannte Weihnachtsangelegenheit gesprochen? Meinen Brief muß er doch inzwischen erhalten haben. Ein Kommisbrot, „Manteuffelkuchen“ wie wir sagen, packe ich mit ins Paket. Das Paket geht morgen früh mit dem Brief nach Metz zur Post. Hoffentlich bekommt Ihr es noch vor Weihnachten. Also dann mehr.
Herzl. Gruß und Kuß, auch für unsere Kinder,
Dein Ernst.