Meine lieben Kinder!
Gestern Nachmittag empfing ich Euer schönes Paketchen. Die Plätzchen und den Keks habe ich mir heute zum Morgentee (es gibt manchmal tagelang kein[sic] Kaffee, sondern nur Tee) gut munden lassen. Die Bonbons und Chokolade knabbere ich dann so im Laufe der nächsten Tage. Ich danke Euch auch noch dafür. Ferner erhielt ich mit der Post noch 1 Paket von Remscheids mit Tabak und Cygarren, außerdem noch 1 Karte von Fritz und vom alten und jungen Herrn Uhlmann. Es ist heute schrecklich warm. Ich sitze in Hemdsärmeln in meinem Unterstande. Gestern abend habe ich so bis 11 Uhr draußen auf einer Bank gesessen, die wir uns vor dem Unterstande gemacht haben. Heute schießen die Engländer wenig, scheint ihnen auch zu warm zu sein. Wir schießen auch nicht viel. Gestern Abend hatten wir noch 1 Verwundeten (Lungenschuß) im Granatwalde. Sonst giebt es hier nicht viel Neues. Ich liege hier mit einem Lehrer von der Realschule in Werne zusammen, der hat das Fach Mathematik. Wie stehts mit dem Lernen denn. Bringt Ihr denn noch immer gute Zensuren mit? Müßt Euch fleißig dahinter setzen. Wenn Onkel Emil mal ein billiges Rad in Aussicht hat, dann soll Egon auch eins haben, damit er nicht immer zu Fuß zu laufen braucht. Er hat doch gewiß noch Gesellschaft. Morgen bin ich auch noch am Knüppeldamm und dann wird’s wohl wieder in erste Linie auf 3 Tage gehen. So Gott will, schreibe ich morgen mehr. Für heute weiß ich nichts mehr. Wollen jetzt vor dem Unterstande eine kleine Laube zu der Bank machen, damit man sich darauf setzen kann und vor der Sonne geschützt ist. Also für heute genug. Grüßt und küßt unser liebes Mütterchen. Auch einen Gruß an Remscheids und Elly. Und dann seid Ihr alle Beide besonders herzlich gegrüßt und geküßt von
Eurem Väterchen!